Die Altersschwäche von Funkgeräten und wie man ihr rechtzeitig begegnet.

So ein Funkgerät im Gurtzeug erleidet mehr, als man annimmt: die Antenne wird dauernd gewechselt, es fällt mal runter oder bekommt mal den einen oder anderen harten Stoß. Dann wird es regelmäßig ein halbes Jahr vergessen und in seiner Tasche wird es durch das Handtieren gebogen und Kräfte werden über die Antennenbuchse eingebracht. Die Antennenbuchse verbiegt, die Kontaktfeder in der Mitte leiert aus, oder das Antennenkabel. Dazu kommt der Schweiß des Piloten, der im verpackten Gurtzeug viel Zeit hat, überall hin zu dringen. Er macht die Tastatur mit der Zeit unbedienbar. Natürlich kommt es vor, daß man noch einfach vergißt, es abzuschalten: Es wird tiefentladen und der erste Akku im Pack fängt an zu siecheln. Es sind ja typisch sechs bis zwölf solcher Zellen in jedem Funkgerät. Nun ist es hier, wie überall: nur wenn man wirklich alle diese Punkte im Griff hat, bekommt man die Probleme in den Griff: Es genügt nicht den schlimmsten dieser Fehler zu beseitigen sondern eben restlos alle!

Behandlung der Akkus

Alle Akkus brauchen Liebe. Akkupacks in unseren Anwendungen sterben an Vernachlässigung und nicht an zu häufigem Gebrauch oder gar dem sagenumrankten Memory-Effekt. NiCd-Akkus haben eine Zyklenlebensdauer von etwa 500 Zyklen. In unserem Funkgerät machen sie erfahrungsgemäß leider - wegen Schlamperei des Besitzers - schon nach einigen Dutzend Zyklen schlapp.

Deswegen ist zuerst die Frage wichtig: Wie bringe ich die Akkus durch den Winter? Mein Tip: Eine Mehrfachsteckdose an eine billige Zeitschaltuhr anschließen. Daran werden alle Ladegeräte (keine Schnellader!) mit ihren Akkus angeschlossen, die sich so im Hause finden. Nun wird die Zeitschaltuhr auf eine halbe Stunde pro Tag programmiert. Damit werden alle Akkus bei Laune gehalten, denn nach etwa drei Monaten wäre ein NiCd-Akku sonst platt – daraus ergibt sich die halbe Stunde. Hat der Akku den Winter überstanden, so kann man den Akku zweimal entladen und wieder aufladen, um den Memoryeffekt zu mindern.

Bei Akkupacks verabschieden sich die hintereinander geschalteten Zellen nacheinander. Für die gängigen NiCd-Zellen bedeutet das, das pro toter Zelle einfach deren 1,2V Nennspannung am Ausgang fehlen. Denn eine tote NiCd-Zelle liefert perfekte 0,00V - trotz aller Lademühe. Eine solche Zelle mit einem satten Stromstoß wieder anzuschubsen funktioniert zwar, aber die Freude ist nicht von Dauer.

Zunächst wollen wir die Akkus mal nachmessen: Wer stolzer Besitzer eines Spannungsmessgerätes ist, wird die Ausgangsspannung seines Akkupacks einfach nachmessen. Meist sind Spannung und Kapazität außen draufgeschrieben. Doch Vorsicht: Die Nennpannung, die dort aufgedruckt ist, beträgt (allermeist!) die genannten 1,2V pro Zelle. Nach ausgiebigem Laden stellen sich aber etwa 1,43V±0,03V pro NiCd-Zelle ein. Man erkennt schnell, daß es zum Kaffeesatzdeuten ausarten kann, ob nun wirklich eine der Zellen tot ist, und letztlich hilft im Zweifel nur der Dosenöffner oder Schraubenzieher. Wir laden also den Akku mit Langsamladung, (typischerweise z.B. 60mA) bis sich spannungsmäßig nichts mehr tut, dann stecken wir das Ladegerät ab und messen die Spannung am Akkuausgang und teilen durch die 1,43V: Das gibt die Zahl der gesunden Zellen in dem Akkupack. Beispiel: Auf meinem Akku steht: 7,2V 600mAh, daraus leite ich ab, daß es sich allerhöchstwahrscheinlich um 7,2V / 1,2V = 6 Zellen handelt. Und wenn mein Weltbild stimmt, so werden sich direkt nach der Ladung etwa 1,43V mal 6 Zellen = 8,58V einstellen. Je mehr Zellen im Pack sind, desto weniger macht sich leider eine tote Zelle im Gesamtergebnis bemerkbar. Außerdem keine Regel ohne Ausnahme: Es können irgendwelche Dioden im Akkupack das erwartete Ergebnis etwas reduzieren: Das wird aber unter 0,65V für den ganzen Pack sein. Es gibt sogar Akkupacks mit eingebauter Ladestromregelung oder raffinierter Umschaltung per Relais, wie bei den ICOM Flugfunkgeräten. Das obige Verfahren klappt aber trotzdem.

Im Zweifel muß der Akkupack aufgeschraubt oder sogar peu à peu aufgeknackt werden. Nun hat man alle Zellen vor sich und wird den Übeltäter sofort finden. Zum verschließen sind Sekundenkleber (Cyanacrylat -> sicher nicht gesundheitsfördernd!) und Heißkleber sehr nützlich bis unabdingbar. Nun sind wir also schon mitten in der Runderneuerung gefangen, also bringen wir’s zu Ende: Nehmen wir also an, eine Zelle ist tot, was tun?

    1.) Der geübte Bastler kann der defekten Zelle separat mit einem Netzgerät eins überbraten mit z.B. 2A und 5 Sekunden wobei sich maximal 1,4V ergeben. Macht man das ein paar Mal, wird sie sehr wahrscheinlich irgendeinmal schlagartig aufwachen. Man kann sie dann normal laden und sie wird ihren Dienst begrenzt toll weiter versehen. Man wird sie zum baldmöglichen Austausch markieren. Die Zelle einzeln zu ersetzen, ist auch nicht der Hit, obwohl es zunächst funktioniert. In beiden Fällen wird die nächste sterbende Zelle für dauernde Beschäftigung sorgen: Der Akku als Hobby.

    2.) Weit solider ist der Austausch aller Zellen durch Neue. Dabei müssen es exakt gleichartige Zellen sein. Also nicht ein paar aus dem Gameboy und noch zwei aus dem Rasierer zusammensuchen, sondern zusammen kaufen und verwenden. Dabei sind ist Tuning angebracht: originale Exemplare hatten 500mA bis 600mAh und je nach Bauform kann man das auf 700mAh bis 1000mAh umrüsten. Die Bauformen und Fabrikate sind unten aufgelistet.

 

Akkuchemie:

Ich bleibe beim Umrüsten immer noch bei NiCd. Dafür habe ich mehrere Gründe. NiMH-Zellen haben lausige Eigenschaften bezüglich ihrer Selbstentladung: Sie können bereits nach einigen Wochen leer sein. Außerdem bricht die Leistung bei tiefen Temperaturen dramatisch ein. Dagegen verblassen die Vorteile der NiMH-Zelle: ungiftig und der vermeintliche Kapazitätsvorteil: Eine Mignonzelle NiMH hat kapp über 1100mAh, die besten NiCd haben aber auf immerhin 1000mAh aufgeholt.

Die ladbaren Alkali-Manganzellen, wie Akkucell haben zwar eindeutige Vorteile gegenüber NiCd, aber die spezielle Ladetechnik schreckt ab. So ist die Selbstentladung wesentlich geringer und die Spannung mit 1,5V höher, das bringt bei allen Amateurfunkgeräten mehr Sendeleistung (Bei LPDs klappt das nicht).

Die Lithiumzellen gibt es mittlerweile als Li-Ion-Akkus. Deren Vorteile sind gravierend. Leider brauchen sie sehr viel Aufwand: Für jede Einzelzelle ist eine eigene Ladestromregelung nötig. Es gibt mehrere chemische Varianten mit leicht unterschiedlicher Ladeschlußspannung. Deshalb sind sie auch nicht blind gegen andere Fabrikate austauschbar.

Bezugsquelle für Ersatzakkuzellen: (Achtung: Keine Lieferung mehr)

Ersatzakkuzellen mit Lötfahnen für ICOM, YEASU ect zum Selbsteinbau:

a) Die kurzen Dicken, [die originalen Zellen hatten meist nur 600mAh!] Bauform: 2/3AF NiCd 1.2V 700mAh Ø17mm * 29mm mit Lötfahnen: ab 8 Stück zu 6,40 DM pro Zelle. Z.B. 10 Stück im YEASU FT723, 11 Stück im ICOM A20.

b) die normalen AA-Zellen, also Mignon-Zellen mit Z-Lötfahnen, zum Ersatz der originalen Zellen, die meist nur 500mAh oder 600mAh hatten.

Mignon NiCd 1,2V 1000mAh Panasonic AA1000Z. ab 6 Stück zu 5,00 DM pro Zelle. Deutlicher Kapazitätszuwachs bei gleicher Größe. 6 Stück passen z.B. ins verbreitete YEASU FT23R, 8 ins CT1600

Dieselben Zellen gibts auch ohne Lötfahnen:

c) 1000mAh

 



Antennenbuchse prüfen:

Vorsicht: Macht die Antennenbuchse des Funkgerätes nur minimalste Anstalten sich beim Anstecken irgendwie zu bewegen: Sofort das Funkgerät aus dem Dienst nehmen, zerlegen und die Antennenbuchse absolut festziehen und dann neu verlöten.




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