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Ein wirklich zuverlässiges Helmset für Drachen- und Gleitschirmpiloten Ein Helmset für Sprechfunk ist an sich einfach aufgebaut und jeder einigermaßen geschickte Flieger wird es auch in seinen Helm eingebaut bekommen. Um dabei
Enttäuschungen zu vermeiden und eine maximale Zuverlässigkeit und Lebensdauer zu erreichen, braucht man dabei nur ein paar Erfahrungen zu berücksichtigen. Zunächst möchte ich die Ziele formulieren, die dann zur
beschriebenen Lösung führen : Das Helmset soll zuverlässig sein. Nur durch Zugentlastungen und Knickschutz sowie auffüllen der Lötstellen mit Heisskleber kann man ein zuverlässiges Helmset realisieren. Wer damit nichts
am Hut hat, sollte sich das Ding fertig kaufen und es nach zwei bis drei Jahren schon wiedererneuern.Also zur Schaltung:
Ein Kondensatormikrofon (2-polig) wird mit einem Parallelwiderstand (2,2kOhm) und einem Parallelkondensator (1nF keramisch) über einen Schalter
an den MIC-Eingang des Funkgerätes geschaltet. Der Kondensator bewirkt, daß die hochfrequente Sendeenergie den Mikrophonverstärker nicht zustopft. Ergebnis wären abgerissene und verstümmelte Aussendungen. Aus demselben
Grund sind die Mikrophon- und Lautsprecherleitungen konsequent zu schirmen. Der 2K2 Widerstand sorgt für einen definierten Strom, der dem Funkgerät
signalisiert, daß es nun zu senden hat. Beides darf nicht fehlen. Die Werte passen für alle Funkgeräte, die mir bisher untergekommen sind. Nimmt man
SMD-Bauteile, so wird es sehr kompakt, da diese Teile direkt zwischen die Lötanschlüsse des Mikros passen.
Das Mikro wird im Kinnschutz nicht vorn in der Mitte angebracht, sondern etwa 45°
seitlich auf Höhe der Mundwinkel. Das hat den Sinn, daß die direkten Luftstöße beim Sprechen nicht aufs Mikrophon treffen, sondern nur der Schall. Zusätzlich wird das Mikro so im Kinnschutz versenkt, dass keine
Zugluft Windgeräusche erzeugen kann. Dafür wird etwas Schaumstoff über das Mikro geklebt, oder es wird von hinten ins Kinnpolster gesteckt. Wichtig ist außerdem, dass keine direkte
Schallübertragung von harten Teilen, insbesondere der Helmschale, auf das Mikro möglich ist. Also nicht das Mikro an die Helmschale oder irgendwelche
Leisten kleben, sondern rundherum weich einbetten. Das Mikrophonkabel aus demselben Grund möglichst weit vom Mikrophon oder gar nicht festkleben. Man verwendet normale Minilautsprecher vorzugsweise mit
Kunststoffmembran wegen Schweiß und Feuchtigkeit. Einfache Walkmankopfhörer (haben meist satte 32 Ohm -> zu leise!) oder gar Ohrstöpsel (rutschen immer raus) sind nicht so gut geeignet. Nun muß man zwar die
Membran des Lautsprechers mechanisch schützen und den überstehenden Magneten irgendwo unterbringen. Aber der bessere Klang und die bessere Lautstärke sind den Aufwand wert. Die Membran schützt man z.B. mit einer
aufgeklebten Scheibe aus Lochrasterplatinenmaterial. Der Magnet kann jeweils in die Hör-Öffnung eingebettet werden und dort der Lautsprecher mit Heißkleber fixiert werden. Es gibt Minilautsprecher mit besonders flachem
Magneten, nur habe ich bisher noch keine Bezugsquelle dafür gefunden. Man hört die Windgeräusche auch durch den Lautsprecher immer noch ausgezeichnet. Perfektionisten können die Baßwiedergabe und die Lautstärke
durch einen, ca ein bis zwei cm breiten Ring aus festerem Kunsstoff verbessern, den man direkt um den Lautsprecher klebt. Das verhindert den Kurzschluß der Schalldruckwellen auf dem kürzesten Weg rund um den
Lautsprecherumfang. Dasselbe Prinzip nutzen Heimboxen. Wie gesagt, es geht auch ohne. Der nach meiner Erfahrung beste Weg ist es, den rechten und linken
Lautsprecher (zwei 8-Ohm Minilautsprecher) in Serie - also hintereinander - zu schalten. Nun zum Sendetaster. Ich persönlich ziehe es vor, diesen Schalter am Helm
etwas vor dem Ohrläppchen einzubauen. Das hat den Vorteil, dass man nur ein einziges Kabel vom Helm zum Funkgerät benötigt. Es ist meines Erachtens
nicht nötig, einen Finger- oder Basistaster anzubringen. Nach der nachfolgend beschriebenen Beschaltung kann man das Helmset aber auch alternativ per
Fingertaster bedienen. Wie gesagt, ich nehme eine Hand zum Sendeknopf am Helm. Dadurch habe ich kein Kabel, das man durch den Ärmel fummeln muß, oder das sich irgendwo ungesund verhaken kann.
Für den Auto- oder UL-Schlepp möchte mancher Pilot gerne auf Dauersendung schalten können. Das sollte man für die Auswahl des Schalters und seines Einbauortes bedenken. Ansonsten ist ein rastender Schalter fürs Funken
ungeeignet. Sonst komme ich höchstens auf die Idee einen Aus- oder Leise-Schalter einzubauen. Das hilft gegen aufspringende Rauschsperren, Vielquassler und italienischen Taxifunk (über 2500m NN im Wallis).
Da man ja nicht generell mit Funk fliegt, soll das Kabel zum Funkgerät am Helm abzustecken sein.
Ich habe den kleinen fünfpoligen Stecker (Binder Serie 712) mit Schraubverriegelung
als Besten für diesen Zweck ausgesucht. Man kann diese kleinen Stecker auch noch mit Handschuhen schrauben. Es tun aber auch die 5-poligen DIN Stecker mit Bajonett oder Schraubverriegelung, die wesentlich einfacher zu
beschaffen sind. Nun zum Helmkab
el. Ich verwende Spiralleitung mit mindestens zwei abgeschirmten Leitungen.
Die ‚heiße‘ Leitung des Mikros muß geschirmt werden. Der Schirm wird als Masse mitverwendet. Die Spiralkabel kann man im Elektronikladen kaufen. Es gibt auch geeignete Kabel an alten PC-Tastaturen.
Auf der Funkgeräteseite hat das Kabel zwei Mono-Klinkenstecker: Einen mit 2,5mm und den anderen mit 3,5mm. Man steckt die beiden angeschlossenen Stecker ins Funkgerät und klebt sie vorsichtig mit Heißkleber
zusammen. Das Ganze wird nach dem Aushärten mit Schrumpfschlauch noch eingeschrumpft und fertig ist der Kombistecker. Leider gibt es solche Kombistecker meines Wissens nirgends fertig zu kaufen.
Ich habe aber zwei Firmen gefunden, die einem so etwas in Kleinserien (ab 50 Stück) für ca 12 DM angespritzt herstellen würden.
Klinkenstecker kann man prinzipbedingt nicht
verriegeln. Würde man also diesen Kombistecker später ungesichert ins Funkgerät stecken, so wird er sich im Flug sehr wahrscheinlich herausziehen. Um das wirksam zu vermeiden, schlauft man den Tragegriff des
Funkgeräts so hoch in das Helmsetkabel ein, daß man das Funkgerät am Kabel tragen könnte, ohne daß Last auf den Klinkenstecker kommt: Dann kann sich im Flug auch nichts herausschaffen.
Wie sorgt man für gute Verständigung
Es ist zwar recht banal, aber es ist der Erwähnung wert: Über Funk muß man einen anderen Sprechstil einhalten als am Telefon oder einer direkten Unterhaltung. Der Ablauf eines Funkkontaktes ist also wie folgt:
Sendetaste drücken und ... etwas warten!!! - Warten deshalb, damit die Rauschsperre des Anderen aufgehen kann: Dafür braucht sie sicher eine halbe Sekunde und die ersten beiden Silben wären gnadenlos abgeschnitten.
Dann erst sprechen: Wer wird für wen gerufen! Z.B. ‚Winde für Startplatz‘ Sendetaste loslassen und nun Geduld: Der Gerufene könnte gerade am Kurbeln
sein und etwas Zeit brauchen. Einen zweiten Ruf frühestens nach etwa 20 sec absetzen. Falls sich der Gerufene nicht meldet, oder man ihn nicht versteht: Gib
gnadenlos deine ‘Message’ durch, sogar mehrfach: Es kommt oft vor, dass der andere uns zwar versteht, es nur mit seinem Senden oder unserem Empfang
gerade nicht richtig hinhaut. So sollte man zumindest seine Position, die Höhe und das was man als nächstes vorhat ‚blind‘ durchgeben. Zu Beginn eines Funkspruchs sind ein paar Füllworte sehr hilfreich. Das hilft
dem Zuhörer, sich auf Klang und Lautstärke der Stimme einzustellen. Das verbessert die Verständigung. VOX, also die Sprachsteuerung der Sende’taste‘ ist bei Fliegen für die anderen
eine Zumutung und muss deaktiviert sein. Es ist schließlich soo super, jemanden ständig keuchen zu hören oder seine Windgeräusche per Funk abgehackt serviert zu bekommen. Ganz abgesehen davon ist die Frequenz blockiert.
Manche neueren Funkgeräte haben einen tongesteuerten Squelch. Der Witz an der Sache ist ein niederfequenter (nicht wahrnehmbarer) Ton, der dem
gesendeten Sprachsignal zugesetzt wird. Geräte mit Tonsquelch können nun diesen niederfrequenten Ton erkennen und tasten den Empfang nur auf,
solange dieser Kennungston mit im Signal empfangen wird. Es gibt einige dieser Töne, sodass man nur die Funksprüche dieser ‘Benutzergruppe’ mitkriegt. Man
muss sich zuvor absprechen und die Sache am Boden checken, bevor man losfliegt. Der Vorteil ist, dass man von fernen Aussendungen und Störungen verschont bleibt.
Auch dieses Verfahren hat Nachteile: Da man gar nicht mitbekommt, wenn ein anderer, der nicht zur Gruppe gehört gerade sendet, wird man ungewollt und
unflätig ins Wort fahren und ihn ‘wegdrücken’ bzw die eigene Aussendung wird aus diesem Grund weggedrückt. Dagegen hilft nur eine möglichst eigene Frequenz auf der andere nur sehr entfernt zu Gange sind. Helmset für Interkom mit Anwendung auf dem UL Für den Betrieb im Doppelsitzer-UL muss ein Helmset noch etwas anders gebaut werden, weil der Lärm zuverlässig übertönt werden muß und man noch
berücksichtigen muß, dass der Flugfunkverkehr abgewickelt werden kann. Außerdem möchten sich Pilot und Passagier unterhalten können. Die Unterhaltung geschieht über das Interkom, das einfach zwei Mikrofonverstärker
enthält: einen von Pilot zum Passagier und den zweiten in umgekehrter Richtung. Der Lautsprecherausgang des Flugfunkgerätes wird zusätzlich in beide Hörkreise im Interkom eingekoppelt. Nun braucht man noch ein Mikro
für den Flugfunk. Und die einfachste Methode ist es, zwei Mikros in den Helm einzubauen. Das zweite Micro wird direkt an den Mic-Eingang des Flugfunkgerätes durchgeschleift.
Auch hier empfehle ich, als Lautsprecher zwei normale Minilautsprecher mit 8 Ohm in Serie zu schalten: Das ist laut genug. Diese Schaltung erlaubt es, das
Helmset auf einem UL auch mal direkt am Flugfunkgerät zu betreiben – also ganz ohne Interkom. Es gibt nämlich Flugfunkgeräte, die verzerren schon furchtbar, falls man die beiden 8 Ohm parallel schaltet, statt in Serie.
Man sollte bereit sein sich fürs UL einen speziellen Helm kaufen, weil folgende
‘Mickey-Maus’-Lösung sehr viel besser ist, als einen normalen Helm mit Helmset auszustatten: Die Schaltung sollte man am Besten in einen Gehörschutz einbauen. Die Dinger bekommt man im Baumarkt oder bei
Versendern und natürlich fix und fertig mit Helm bei Interkom-Lieferanten, Friebe Luftfahrtbedarf, Icaro 2000, Aquillair France usw. Hersteller ist zB. Peltor Typ H10A in Schweden. Als Schwanenhals kann ein
dicker Kupferdraht dienen. Wenn man den Kuferdraht mitsamt beiden Mikrokabel in Schrumpfschlauch einschrumpft, sieht das einwandfrei aus. Die Kür ist es, die beiden Mikros ohne
Körperschallübertragung auf den Schanenhals zu befestigen. Man braucht: 1 Helm mit ausgeschnittenen Ohren für knapp 250 Euro 1 Gehörschützer z.B. Peltor H10A 2 Electret Mikrofone
2 keramische Kondensatoren 1 nF, als Filter gegen Hochfrequenzeinstreuungen 2 abgeschirmtes Kabel einadrig für die beiden Mikros 2 Minilautsprecher 8 Ohm
2 Lochrasterplatinen als Membranschutz für die Lautsprecher 1 abgeschirmtes Kabel 4 -Adern mit Gesamt-Schirmung als Speisekabel 1 DIN - Stecker 5 Pol 180° Anordnung mit Schraubverschluss (üblich ist auch
der Renkverschluss) 1 Kupferdraht als Schwanenhals für die beiden Mikrofone Heisskleber, Schrumpfschlauch in verschiedenen Durchmessern, Knickschutztüllen, Kabelklemmen zum Befestigen des Schwanenhalses und des
Speisekabels. 2 freie Abende, etwas handwerkliches Geschick und natürlich Geduld. Bei Sicht auf die Lötseite des 5 poligen Steckers gilt folgende Belegung im Uhrzeigersinn:
Pin 3: Lautsprecher Pluspol Pin 5: nicht angeschlossen Pin 2: (Mittelpin) Masse Lautsprecher, Masse Mikrofon und Schirmung Pin 4: Mikrofon 2 Pluspol: Sprache an Partner am Interkom
Pin 1: Mikrofon 1 Pluspol: direkt an Flugfunkgerät Man kann Helmsets und Interkoms für ULs auch fix und fertig kaufen: MK-Tronic, Karl Schomburg Str 2, D-34393 Grebenstein
oder:
Telcom Avionics, Röntgenstr.3 D-23701 Eutin Verbesserungsvorschläge und eigene Ideen sind stets willkommen: einfach mailen an frankfrankus@web.de Gruss von Frank Frankus |